Digital Leadership: Was sollte ich als Führungskraft können?

10. July 2023 – veröffentlicht von: Harald Henzler

Die Literatur zum Thema Führung ist unüberschaubar. Denn von Marc Aurel bis Luhmann, von der Bibel bis zu Konfuzius, von Fredmund Malik bis zu Jack Welch - überall finden sich Brotsamen, kluge Gedanken und ausführliche Studien.
Und jetzt haben wir ja auch noch das Schlagwort "digital leadership"! Hier schwingt mit, dass Führungskräfte nicht nur die Digitalisierung richtig begleiten müssen, sondern selbst auch noch virtuell angemessen zu agieren haben, WhatsApp und LinkedIn, DeepSeek und TikTok richtig zu bedienen wissen.

Einfach auf den Punkt gebracht, haben Führungskräfte die Aufgabe, Ihr Unternehmen zu entwickeln und am Leben zu erhalten. Dazu müssen sie wissen,

  1. wo das Unternehmen im Markt steht,

  2. worin die wesentliche Wertschöpfung für die Kunden liegt (so dass diese auch dafür bezahlen),

  3. welche Technologien im Einsatz sind und ob diese zukunftsfähig sind,

  4. wie das Unternehmen rentabel und kostenoptimiert arbeiten kann und zugleich schnell lernt, um flexibel zu reagieren,

  5. wie die Unternehmenskultur (=Entscheidungsprozesse, Werte, Zusammenarbeit etc.) aktuell einzuschätzen ist und ob sie so bleiben sollte und

  6. wie gut das Team ist und was man mit ihm aktiv ändern kann und was nicht.

Ziemlich viel Holz, aber das ist nun einmal die Führungsaufgabe. Also muss man Schwerpunkte setzen.
Wie das aktuell viele Führungskräfte sehen, zeigt eine Reihe von Umfragen der Harvard Business School zu den Themen "digital transformation", "digitally mature organizations", "skills for leaders" und "critical computer science principles". Hier eine Zusammenfassung.

Bei der übergreifenden Betrachtung zeigt sich, dass es "klassische" Themen gibt, die nichts an Aktualität verloren haben und durch die Digitalisierung fast noch wichtiger geworden sind.

  1. Die Analyse der eigenen Kunden ist zentral. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen und er mündet in der Beobachtung, dass man die Sprache der Kunden richtig erfassen muss. Das findet sich in so treffenden Aussagen wie "intimate and dynamic understanding fo the customer" oder auch ""align around a customer-centric narrative".

  2. Veränderungen passieren laufend und die Organisation muss lernen können, Entscheidungen durch Daten unterfüttern und dezentral zu agieren. Das findet sich in so treffenden Aussagen wie "culture that´s data-informed, not data-driven" oder "distributed decision-making and co-creation".

  3. Führungskräfte müssen Unsicherheiten aushalten, eher fördern statt planen und ethisch handeln. Das findet sich in so treffenden Aussagen wie "be a catalyst, not a planner", "live values with conviction" oder "comfort with ambiguity".

Bei so vielen unterschiedlichen Anforderungen liegt es auf der Hand, dass es kaum jemanden geben dürfte, der all dies in sich vereint. Deshalb sind zwei Dinge wichtig aus unserer Sicht:

  1. Definieren Sie für sich Ihre Schwerpunkte. Diese ergeben sich aus der richtigen Analyse der Situation Ihres Unternehmens und Ihrer Rolle. Denn Sie können schwerlich die Prozesse optimieren sowie die Kosten senken, gleichzeitig kreativ und agil neue Ideen entwickeln, testen und verwerfen und dabei empathisch, ethisch und verletzbar wirken.

  2. Agieren Sie im Team. Dann können Sie Ihren Schwerpunkten gemäß viel mehr erreichen. Shared leadership ist kein Schlagwort, sondern ein pragmatischer Weg.