Personas und die Grenzen von KI

8. February 2025 – veröffentlicht von: Harald Henzler

KI bringt die Erstellung und Entwicklung von Personas auf ein neues Niveau. War es bisher sehr aufwändig, Daten zu sammeln und die Angaben zu überprüfen, so lässt sich das jetzt über KI auf Knopfdruck bewerkstelligen. Also: Warum soll man nicht gleich eine Persona von ChatGPT oder DeepSeek, leanscope oder beam erstellen lassen?
Für die Überprüfung und Aktualisierung empfehlen wir immer den Einsatz von KI-basierten Werkzeugen. In unserem Artikel hierzu hat Julia Leutloff anhand eines Beispiels auf einige Werkzeuge verwiesen.
Und KI ist als Sparringspartner immer zu empfehlen. Allerdings nur als Sparringspartner. Die Wahrheit erfährt man wie immer erst auf dem Platz, nicht im Training.

Bei der Erstellung von Personas empfehlen wir im ersten Schritt, die eigenen Gedanken und Vorstellungen im Team zu sammeln. Denn diese Vorstellungen sind Teil des Wissens und der Erfahrungen Ihres Unternehmens.
Erst dann sollten Sie KI einsetzen, um diese Annahmen über die Zielgruppen kritisch zu prüfen.
Setzen Sie gleich zu Beginn auf eine KI, die Ihnen fertige Persona-Modelle vorspielt, so laufen Sie Gefahr, dass diese Erfahrungen sofort überschrieben werden.
Es ist vergleichbar mit der Erinnerung an einen schönen Urlaub. Sie haben viele Bilder und Eindrücke gespeichert, können Erlebnisse und Begegnungen erinnern und bewerten sie. Das sind Sie, das sind Ihre ganz persönlichen Wahrnehmungen und Einschätzungen. Wenn Sie diese jetzt im Gespräch, als Text oder als Bildcollage zusammenfassen, so entsteht Ihre Vorstellung von Geschichte und Sie überlegen, was wertvoll war, was sich gelohnt hat und was Sie das nächste Mal vermeiden wollen. Sie geben dem Urlaub den Wert, den er verdient hat, Sie geben dieser Erfahrung Sinn.

Stellen Sie sich jetzt vor, Sie bitten Bekannte und Unbekannte, alle möglichen und unmöglichen Bilder, Videos und Texte von dem Urlaubsort in einer bestimmten Zeit zusammenzustellen und Ihnen zu schicken. Sie wählen diese nicht selbst aus, sondern ein Algorithmus serviert Ihnen die Ergebnisse gefiltert und in leicht verdaulicher Form. Das Ergebnis ist eine Collage, zu der Sie nur einen kleinen Teil beigetragen haben.
Einiges mag Ihnen bekannt vorkommen oder zumindest nicht fremd. Einiges ist neu.
Aber Sie haben diese Auswahl nicht getroffen. Sie bewerten jetzt im Nachgang Ergebnisse, die nicht von Ihnen kommen.
Die Bilder und Eindrücke, die Sie jetzt erhalten, sind einfach nicht Sie. Und sie spiegeln nicht den Urlaub, in dem Sie waren.
Es ist der kleinste gemeinsame Nenner, den Ihnen der Algorithmus auf der Basis von Statistik auswirft.

Das heißt nicht, dass die Ergebnisse per se falsch sind. Aber sie spiegeln nicht Ihre Erfahrungen.
Warum das Grenzen hat?

Nehmen wir jetzt an, Sie sind im Unternehmen. Dort haben Sie und alle anderen über Jahre Erfahrungen gesammelt über Ihre Kunden und Angebote. Einiges haben Sie dokumentiert, sogar in Kennzahlen fassen können und auf der Basis (vermeintlich) Ihre Entscheidungen getroffen. Die meisten Informationen sind jedoch unbewusst gespeichert worden und haben in der Summe zu der Situation geführt, in der Sie jetzt sind.
Und: Die meisten Informationen sind auch nie an die Öffentlichkeit, nie über digitale Medien anderen zugänglich gemacht worden.
All das ist Ihr Wissensspeicher. Das ist das Know-how Ihres Unternehmens.
Und es lohnt sich, dieses im ersten Schritt anzuzapfen, bevor Sie es vermischen mit den bits&bytes einer KI.

Denn auf der Basis Ihrer ersten Sammlung haben Sie eine Persona, die bestmöglich Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen spiegelt - und vor allem Ihre zentralen und relevanten Kriterien für die Bewertung Ihrer Persona.
Gönnen Sie sich die Zeit dafür. Die Qualität Ihrer Analysen wird besser.