Die Bedeutung von Verlagen in Zeiten von RAG-Modellen
28. February 2025 – veröffentlicht von: Harald Henzler
Der Zugang zum Wissen verändert sich durch KI. Nicht erst seit ChatGPT.
2018 hat Google Talk to Books erste Möglichkeiten aufgezeigt, wie man neben der klassischen Suche auch Bücher fragen kann, um qualifizierte Antworten zu erhalten (wir haben hier darüber berichtet). Es war eine Annäherung an die Herausforderung für Google, gute und verlässliche Informationen zu liefern. Denn Google braucht relevanten Content, um seine Werbeplätze verkaufen zu können. Das ist notwendig in Zeiten von Fake News, Memes als wesentliches Stilmittel politischer Propaganda und zunehmend synthetisch produziertem Content.
Google hat Talk to Books eingestellt und einmal mehr gezeigt, dass KI-Lösungen nicht vom Himmel fallen, sondern weiterentwickelt werden müssen. Die Fortsetzung läuft über gemini und Angebote wie notebookLM.
Was zeigt uns die Einstellung von Talk to Books und wie kann man den Markt heute einschätzen?
Es war eine Testumgebung, in der Google LLMs nutzen und ausprobieren und Kundenreaktionen messen konnte. Und das auf der Basis des Bestands von Google Books. Aber Bücher allein waren nicht "sexy" genug für die Kunden, um nur mit ihnen in den Austausch zu treten.
Google hat mit Google Books nie die Reichweite erreicht wie Amazon und ist damit auch nicht die Anlaufstelle für Buchleser und -käufer.
Verlage treten direkt in den Austausch mit ihren Kunden. RAG-Modelle ersetzen heute die Bücher: Mit diesen kann man als Unternehmen, NGO, Verband oder jede Form von Organisation in den verlässlichen Austausch gehen mit seinen Kunden.
Es braucht keine "geschlossenen" Bücher, Werke, Zeitschriften und ihre Datenbanken mehr. Luciano Floridi hat als einer der ersten damit experimentiert und man kann mit einem Bot mit seinen Werken chatten. Aber das eigentlich brauche ich das "nur", wenn es mir um die Ansichten von Floridi geht.
Denn durch KI verschaffe ich mir als Kunde schnell einen Überblick und Zugang. Und was dabei nicht auffindbar ist oder hinter Bezahlschranken verborgen bleibt, das vernachlässige ich im ersten Schritt. Kein Wunder, dass Springer Nature auf open science setzt, denn das Ende des Verkaufs einzelner Bücher ist absehbar.
Andererseits braucht es gerade in Zeiten halluzinierender KI, Fake News und politischer Propaganda mehr denn je verlässliche Quellen. Verlässlich heißt aber auch, dass die Ergebnisse der KI nochmal geprüft wurden.
Darin liegt die Chance von Medienunternehmen:
Sie haben Marken aufgebaut, die Vertrauen schaffen. Sie stehen für die qualifizierte Auswahl, Bewertung, Bearbeitung und Distribution von Inhalten. Nach wie vor haben sie den Ruf, das besser zu können als andere.
Diese Dienstleistung können sie anbieten, für Kunden, die dafür zahlen, für Unternehmen, die ihren Kunden wiederum ein verlässlicher Ansprechpartner sein wollen.
In der Kooperation mit anderen Unternehmen können sie sich mit ihren Kunden neu vernetzen.
(Wir entwickeln zusammen mit der Firma perelyn maßgeschneiderte KI-Lösungen für Medienunternehmen. Melden Sie sich bei Interesse direkt bei uns unter contact@smart-digits.com.)