Bibliotheken als Dritte Orte – die Bibliotheca Alexandrina
24. July 2018 – veröffentlicht von: Harald Henzler
An anderer Stelle hatten wir schon einmal auf die geänderte Bedeutung von Bibliotheken hingewiesen: Bibliotheken werden zu Dritten Orten und ihre primäre Rolle als Archiv tritt in den Hintergrund. Sie werden zu Stätten der Begegnung. Anlässlich unseres Vortrags in der Bibliotheca Alexandrina zur Zukunft des Lesens zeigen wir die Vielfalt der Aktivitäten in einer Bilderstrecke. Die Bibliothek publiziert eigenständig, sie bietet digital Zugänge zu allen möglichen kulturellen Schätzen in den verschiedensten Formaten und ist als Organisator von Ausstellungen und Konferenzen ein kulturelles Zentrum der Stadt. Die Bibliotheksarchitektur hat hier wie in Stuttgart oder Wien schon längst kulturelle Strömungen erkannt und ein genauer Blick lohnt sich. Denn was Kirchen und Museen können, das wollen auch Bibliotheken sein. In Zeiten der universellen Zugangs zu Informationen kommt ihnen dabei eine besondere Rolle zu.

Die Bibliothek ist nicht darauf optimiert, möglichst viele Bücher zu beherbergen. Bühnen und Dreiecke verweisen nicht nur auf mathematische Prinzipien aus der Gründungszeit, sondern bieten vor allem Perspektivwechsel. Es gibt nicht den einen Zugang zum Wissen, sondern je nach Standpunkt erfasst man eine je andere Schicht. Metakognition wird hier fühlbar.

Der Zugang zum Wissen ist primär digital. Nicht die gestapelten Bücher stehen im Vordergrund, sondern die schnelle Internetverbindung und der Zugriff auf die Kataloge und das Web. Die Wahl der Formate bleibt dem Nutzer überlassen.

Die Bibliothek ist auch ein Museum, die Kulisse für das eigene Selbstbild. Alte Druckmaschinen sind Zitate, die Besucher können über eine eigene Bühne einen ersten Einblick erhalten und drängen sich in die Ordnung der Dinge. Der Raum ist bewusst nicht abgeschlossen und er schottet sich nicht hermetisch in klösterlicher Stille von der Außenwelt ab, sondern will diese empfangen.

Mit seiner Brücke von der Universität hinaus aufs Meer zeigt die Bibliothek ihren Weitblick. Das Planetarium zeigt mit Museen und einem Panorama eh mehr als nur Gedrucktes.

Die Bibliothek ist Teil der Stadt, wölbt sich sanft in sie hinein, greift ihre Farben auf und verändert sie doch. Das Licht flutet durch augenähnliche Schlitze den Lesesaal ohne zu blenden.